Näher betrachtet werden Parameter, die für Patienten mit höherem Schweregrad auch ohne "Leistungs­dia­gnostik" und techn­ische Hilfsmittel einfach überprüft werden können und eine sichere Trainings­durchführung ermöglichen. Auf eine erweiterte Darstellung der Herzfrequenz unter Belastung und die Reaktion des Stoff­wechsels (Laktat) an dieser Stelle wird verzichtet.

Allgemein ist bei COPD mit geringem Schweregrad und / oder bei Vorliegen einer Belastungsuntersuchung eine Steuerung des Trainings auch über die Herzfrequenz ("Pulsuhren", "Trainingspuls") möglich und sinnvoll.

Tab.1: Mit zunehmendem Schweregrad der COPD gilt




Die Leistung wird in erster Linie durch "zu wenig Luft" [ventilatorische Limitation] begrenzt und nicht durch die Leistung des Herzens oder anderer Faktoren.

Die maximale Leistung (Wmax oder auch die sogenannte maximale Sauerstoffaufnahme [VO2max]) ist erniedrigt. Eine Festlegung der Trainingsintensität in Orientierung an allgemeine Erkenntnisse (z. B. Grundlagenbereich bei 60-70 % der VO2max) ist nicht mehr generell möglich.

Weitere allgemeine Formeln (wie sie oft in Broschüren und im Internet "für optimale Trainingsbereiche empfohlen" werden, z. B. Herzfrequenz 180 - Lebensalter etc.) verlieren zunehmend an Gültigkeit. Auch generelle Erfahrungen aus dem Training mit Gesunden und Älteren sind nur bedingt anwendbar bzw. zu modifizieren.

Die Atmung: Wie oft und in welchem Rhythmus
Grundlegend kann man bei der Atmung ermitteln:

  • Wie oft wird geatmet (Atemfrequenz (Af): Anzahl der Atemzüge in 1 Minute)
  • In welchem Rhythmus wird geatmet (Atemrhythmus (Ar)); z. B.: 2 Schritte ein- und 4 Schritte ausatmen.

In der Praxis wird die Atemfrequenz ermittelt, indem über einen Zeitraum von 10 Sekunden gezählt wird, wie oft man atmet. 1 x einatmen + 1 x ausatmen ergibt einen kompletten Atemzug. Zur "Umrechnung" auf den Zeitraum von 1 Minute, wird die ermittelte Zahl mit 6 multipliziert. Wichtig: Natürlich ist die Lippenbremse einzusetzen, aber niemals für das Zählen "absichtlich langsam" atmen, um auf eine "gute" Atemfrequenz zu kommen. Diese Methode funktioniert nur, wenn man ermittelt, wie man wirklich atmet. Tab. 2 zeigt einen möglichen Zusammenhang von Atemfrequenz und Belastung.

Tab. 2: Intensität und Atemfrequenzen bei mittel-schlechter Belastbarkeit
  Atemfrequenz
(Atemzüge/Minute)
Zeit/Atemzug
(theoretisch, gerundet)
Ruhe 12-15 4 Sekunden
Leichte bis mittlere Belastung 18-24 3 Sekunden
Schwere Belastung 30 2 Sekunden
Sehr schwere Belastung 35/40 1,5 Sekunden

Übung "nicht nur" für Angehörige und Interessierte
Legen Sie sich eine Uhr mit Sekundenanzeige zurecht. Nehmen Sie nun einen langen Strohhalm in den Mund und versuchen Sie, die in Tab. 35 genannten Zeiten für die verschiedenen Belastungen nacheinander für ca. 1-2 Minuten über den Strohhalm zu atmen (1 Atemzug = 1 x ein- + 1 x ausatmen). Sehr schnell werden Sie merken, dass die Zeit für die Ausatmung irgendwann nicht mehr ausreicht; in der Regel bei weniger als 3 Sekunden. Sie können so kräftig wie Sie wollen über den Strohhalm die Luft auspressen.

Wenn ein COPD- Patient "presst", also keine langsame kontrollierte und vorsichtige Ausatmung über die Lippenbremse durchführt, würden die Atemwege zusammenfallen und der Patient sehr schnell keine Luft mehr "bewegen können". Die Folge wäre in sehr kurzer Zeit ein Belastungsabbruch durch Atemnot - aufgrund zu weniger Liter Luft für die gegebene Belastung.

Bei "zyklischen" Bewegungen (wie Gehen, Treppensteigen, Radfahren) kann ermittelt werden, in welchem Rhythmus man ein- und ausatmet. Beim Gehen oder Treppensteigen entsprechend wie viele Schritte man einatmet im Verhältnis zu wie viele Schritte man ausatment (z. B. 4 Schritte ein : 4 Schritte aus = 4 : 4), oder beim Radfahren in Bezug auf die Umdrehungen. Die Darstellung von geeigneten Atemrhythmen für einzelne Tätigkeiten im Alltag, bei Ausdauer- oder Kraftbelastungen sind in den entsprechenden Einzelkapiteln zu finden.

Hätten Sie das gedacht?
Entsättigung / Abfall der Sauerstoffsättigung kann man nicht "spüren", sondern nur messen! Es dient der Kontrolle und Vermeidung von Schädigungen ("bis zu welcher Belastung hält die Sättigung?").